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»emotion« - die-wilhelm-reich-zeitschrift
Triebenergie, Charakterstruktur, Krankheit, Natur und Gesellschaft

Was ist »emotion«?

Bernd Senf in
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»emotion«
will den Versuch machen, den inneren Zusammenhang der Reichschen Forschungen in möglichst verständlicher Form herauszuarbeiten und deren Bedeutung für die emanzipatorische Bewegung zu diskutieren. Dieser Versuch ist schon deshalb nicht leicht, weil die Forschungen von Reich immer wieder die traditionellen Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen gesprengt haben. 

Die neuste Ausgabe ist beim Ulrich Leutner Verlag zu erhalten!
 

 

 

 

Was ist »emotion«? (1980)

Die Diskussion um die Arbeiten von Wilhelm Reich bildete Ende der 60-er Jahre eine wesentliche theoretische Grundlage der antiautoritären Bewegung. Ohne sie wären die wichtigen und bis heute nachwirkenden Ansätze antiautoritärer Erziehungskonzepte (z.B.Kinderläden) ebenso undenkbar wie die Ansätze zu Lebensformen außerhalb der Kleinfamilie (Wohngemeinschaften). Allerdings trat mit dem Auslaufen der Studentenbewegung auch die Auseinandersetzung mit Reichs frühen Schriften immer mehr in den Hintergrund und spielte schließlich innerhalb der Linken überhaupt keine Rolle mehr. Erst in letzter Zeit kommt der Name Reich wieder stärker ins Gespräch, vor allem im Zusammenhang mit den sich ausbreitenden Körpertherapien (Bioenergetik u.a.), die wesentlich auf Forschungen des »späten« Reich zurückgehen. Sowohl in der Studentenbewegung als auch neuerdings in der Therapiebewegung hat sich die Auseinandersetzung jeweils nur auf einen kleinen Teil der Reichschen Arbeiten erstreckt, der jeweils aus dem Gesamtzusammenhang seiner Forschungen herausgerissen und dadurch in seiner Bedeutung mehr oder weniger entstellt wurde.

Dabei könnte das in sich zusammenhängende Werk von Reich ein Schlüssel sein für das grundlegende Verständnis psychischer und psychosomatischer Krankheiten (einschließlich Krebs): Nach Reich sind diese Krankheiten Ausdruck und Folge unterschiedlicher Blockierung der spontanen Emotionen. Der Charakterpanzer - vom Individuum als Schutz gegen gesellschaftlich bedingte Repression entwickelt - bindet bzw. staut die lebendigen Triebenergien, verhindert deren lustvolle Entfaltung und lenkt sie um in Krankheit und Destruktion. »Triebenergie, Charakterstruktur, Krankheit und Gesellschaft« - der Untertitel dieser Zeitschrift - will diesen Zusammenhang stichwortartig benennen. »emotion« macht sich zur Aufgabe, die Diskussion der Arbeiten des »frühen Reich« wieder aufzugreifen und sie zu ergänzen um die noch weitgehend unbekannt gebliebenen Grundlagenforschungen des »späten Reich«, die in die Gebiete der Psychiatrie, Medizin, Physik, Ökologie, Wissenschaftstheorie u.a. hineinreichen.

Die sich durch alle Arbeiten von Reich durchziehende Fragestellung ist diejenige nach den Bewegungsgesetzen der Entfaltung bzw. Blockierung des Lebendigen, ist letztlich die Frage nach den Bedingungen einer allgemeinen Emanzipation von den die Lebensentfaltung blockierenden repressiven Strukturen. In seinen frühen Arbeiten (Funktion des Orgasmus (1927), Charakteranalyse, Einbruch der Sexualmoral, Massenpsychologie des Faschismus und Sexuelle Revolution) ging es um die Aufdeckung der individuellen Auswirkungen und gesellschaftlichen Funktion der Triebunterdrückung. Reich entdeckte in ihr ein Instrument zur charakterstrukturellen Anpassung der Individuen an die Herrschaftsstrukturen der Gesellschaft. Die späteren Forschungen über die körperliche Verankerung des Charakterpanzers (als Muskelpanzer) und die Entwicklung einer körperorientierten Therapie (Vegetotherapie) sind ebenso eine Vertiefung der früheren Arbeiten wie die Grundlagenforschungen über das Wesen der Energie, die den psychischen und psychosomatischen Prozessen zugrunde liegt (Orgonenergie). Und selbst in seinen letzten Forschungen über den Zusammenhang zwischen atmosphärischer Orgonenergie und klimatischen Prozessen ging es um die Aufdeckung von Faktoren, die die atmosphärische Selbstregulierung und damit die natürlichen Existenzgrundlagen der Menschen zerstören.

Reich hat damit ganzheitliche Erklärungsmodelle für das Funktionieren psychosomatischer, sozialer, biologischer und ökologischer Systeme entworfen (und in vielen Bereiche experimentell zu untermauern versucht), die die Erkenntnisgrenzen der herrschenden Wissenschaften überschreiten. Seine Forschungen erstrecken sich insgesamt auf Fragestellungen, denen innerhalb einer emanzipatorisch orientierten Bewegung große Bedeutung zukommt. Lassen sie sich auch nur in einigen wesentlichen Punkten bestätigen, so können sie einen grundlegenden Beitrag leisten für die Aufdeckung der Hintergründe der lebensfeindlichen und naturzerstörenden Tendenzen einer repressiven Gesellschaft, für eine radikale Kritik der gesellschaftlichen Institutionen, die diese Zerstörung immer wieder hervorbringen und der Wissenschaften und Ideologien, die den Zusammenhang zwischen Repression und Destruktion verschleiern. Aus ihrem Gesamtzusammenhang herausgerissen und in zusammenhanglose Einzelteile aufgesplittert, unterliegen allerdings auch die Reichschen Forschungen - wie sich immer wieder gezeigt hat - der Gefahr einer Entstellung und Verzerrung.

»emotion« will den Versuch machen, den inneren Zusammenhang der Reichschen Forschungen in möglichst verständlicher Form herauszuarbeiten und deren Bedeutung für die emanzipatorische Bewegung zu diskutieren. Dieser Versuch ist schon deshalb nicht leicht, weil die Forschungen von Reich immer wieder die traditionellen Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen gesprengt haben.

Er ist zusätzlich erschwert durch die Tatsache, daß auch heute noch erhebliche Vorurteile und Abwehrhaltungen gegenüber Reich existieren. Ein Grund hierfür liegt sicherlich in den radikalen Konsequenzen, die sich aus Reichs Forschungen in bezug auf individuelle und gesellschaftliche Veränderung ableiten; ein anderer - davon nicht ganz unabhängiger - Grund dürfte in der nur sehr partiellen und verzerrten Rezeption von Reichs Arbeiten liegen, wie sie bislang in der Studentenbewegung bzw. neuerdings in der Therapiebewegung stattgefunden hat.

»emotion« stellt sich zur Aufgabe, den Vorurteilen und Abwehrhaltungen gegenüber Reich und den verzerrten Rezeptionen seiner Arbeiten durch sachliche Information und offene Diskussion entgegenzuwirken. In anderen Ländern ist eine Diskussion des Reichschen Gesamtwerks längst angelaufen, und es existieren entsprechende Zeitschriften und Bücher. Für den deutschen Sprachraum ist diese Lücke noch zu füllen. »emotion« will dazu beitragen, entsprechende Diskussions-, Arbeits-, Forschungs- und Praxiszusammenhänge herzustellen.

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Version: 22.02.11 20:17:57