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Bemerkung: 
Das Skript "Kritik der marktwirtschaftlichen Ideologie" (1980) von Bernd Senf wird an dieser Stelle komplett in elektronischer Form (PDF Dateien) zur Verfügung gestellt. 
 

 


Inhaltsverzeichnis
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Zusammenhängende PDF-Datei zum Skript von Bernd Senf
“Kritik der marktwirtschaftlichen Ideologie”
(1981, 183 Seiten)

 

Einzelne Kapitel als PDF-Datei zum abrufen
Vorwort
Einleitung (PDF 266k)

Erster Teil: Markt und Konsum
A. Gesamtwirtschaftliche Kreislaufzusammenhänge (PDF 657k)
B. Marktmechanismen und Allokation (PDF 245k)
C. Die Grundgedanken des Ökonomischen Liberalismus (PDF 77k)
D. Gesamtwirtschaftliche Kreislaufstörungen und Störungen des Zinsmechanismus (PDF 249k)
E. Störungen des Preismechanismus (PDF 516k)
F. Störungen des Lohnmechanismus (PDF 163k)
G. Das Scheitern der marktwirtschaftlichen Selbstregulierung (PDF 64k)
H. Der Markt als Zerrbild gesellschaftlicher Bedürfniss
    I. Zur Bedeutung der Einkommensverteilung
    II.   Die historische Herausbildung der Märkte und der kapitalistischen Warenproduktion 
    III.   Konsumfreiheit oder Konsumzwang?
(PDF 630k)

Zweiter Teil: Arbeit und Produktion
A. Gewinnorientierung und Druck auf die Kosten (PDF 154k)
B. Die betriebswirtschaftliche Optimierung des Produktionsprozesses (
PDF 239k)
C. Die Durchsetzung der innerbetrieblichen Arbeitsteilung (
PDF 309k)
E. Entfremdete Arbeit und Sozialisation (
PDF 217k)

Dritter Teil: Investition und Beschäftigung
A. Arbeitslosigkeit und Existenzangst (PDF 66k)
B. Vollbeschäftigung durch Investitionen (PDF 290k)

Vierter
Teil: Wirtschaft und Staat
A. Arbeitslosigkeit und Staat (PDF 390k)

B. Inflation und Staat (PDF 206k)
C. Keynesianismus, Monetarismus und Verdrängung ökonomischer Konflikte (PDF 159k)


Vorwort  Bernd Senf (1980)
als PDF Datei
 
 

Mit dem vorliegenden Buch wird meine bisherige didaktisch orientierte Arbeit im Bereich der Politischen Ökonomie um einen weiteren Baustein ergänzt und zugleich abgerundet. Zusammen mit den schon früher erstellten Arbeiten ("Politische Ökonomie des Kapitalismus", "Politische Ökonomie des Sozialismus", "Weltmarkt und Entwicklungsländer") ergibt sich daraus eine inhaltlich und didaktisch zusammenhängende Einführung in die Politische Ökonomie. 

Die "Kritik der marktwirtschaftlichen Ideologie" ist geschrieben für Studienanfänger im Bereich Ökonomie und Sozialwissenschaften. Damit meine ich nicht nur Studenten innerhalb der Universitäten und Fachhochschulen, sondern auch solche, die sich außerhalb dieser Institutionen mit dem Zusammenhang ökonomischer und sozialer Probleme auseinandersetzen und sich ein Verständnis dieser Zusammenhänge erarbeiten wollen. Ich hoffe sehr, daß es diesem Buch gelingt, das Getto des Uni-Betriebes zu durchbrechen und Impulse auch an diejenigen zu geben, die um ein Verständnis gesellschaftlicher Zusammenhänge bemüht sind, aber durch die übliche trockene und abstrakte Wissenschaftssprache und Formalisierung vieler ökonomischer und sozialwissenschaftlicher Bücher in ihrem Interesse nur gebremst, entmutigt und zurückgestoßen werden.

Die Hauptaufgabe dieses Buches sehe ich darin, durch die Erarbeitung eines groben Überblicks über wesentliche Ökonomische und soziale Zusammenhänge dieser Gesellschaft ein Interesse zu wecken an deren tieferer theoretischer Durchdringung. Ein solches Interesse kann bei Studienanfängern nicht ohne weiteres vorausgesetzt werden. Ist es nicht vorhanden bzw. wird es nicht entfaltet, so kann eine inhaltlich geleitete Motivation nicht entstehen, und an ihre Stelle tritt nur allzu oft eine durch Prüfungsdruck erzwungene Motivation.

Die motivationalen Probleme des Studiums scheinen mir auch in verschiedenen fortschrittlichen Studienreformansätzen nicht hinreichend erkannt. Unter "fortschrittlich" wird vielfach schon die inhaltliche Verankerung gesellschaftskritischer Theorien, im Studium verstanden, wobei sich die Form der Vermittlung von denen des traditionellen Wissenschaftsbetriebs oft nur wenig unterscheidet. Für den Lernprozeß und für die Persönlichkeitsentfaltung der Lernenden macht es aber einen erheblichen Unterschied, ob die Lehrinhalte nur im Hinblick auf die Prüfungen angeeignet werden oder aus einer inhaltlich geleiteten Motivation.

Die didaktische Konzeption dieses Buches (bzw. der Kurse, aus denen heraus dieses Buch entstanden ist) geht davon aus, daß die Studienanfänger in bezug auf ökonomisch-sozialwissenschaftliche Probleme kein unbeschriebenes Blatt sind, auf das der Dozent erst die Weisheiten seiner wissenschaftlichen Disziplin zu schreiben hat, sondern daß jeder von ihnen eine Fülle von Gedanken, Informationen und Erfahrungen aus den Bereichen Wirtschaft und Gesellschaft in sich trägt. jeder ist schließlich in vielfältiger Weise in die ökonomischen und sozialen Zusammenhänge eingebettet und hat - beeinflußt durch Elternhaus, Schule, Freundeskreis, Fernsehen, Zeitungen usw. - irgendwelche Vorstellungen darüber, was in ihm und um ihn herum vorgeht. Diese Gedanken mögen bruchstückhaft und unsystematisch, die Informationen mögen unsortiert und die Erfahrungen unverarbeitet sein, aber sie sind vorhanden und machen einen wesentlichen Teil der Persönlichkeit jedes Einzelnen aus. An ihnen kann angeknüpft werden, sie können zum Ausgangspunkt genommen werden für lebendige Diskussionen, in die sich jeder einbringen bzw. in der sich jeder wiederfinden kann. Die Aufgabe des Dozenten beschränkt sich darauf, durch bestimmte aus einem Gesamtzusammenhang abgeleitete Fragestellungen Impulse für solche Diskussionen zu geben und die dabei heraussprudelnden und oft aufeinanderprallenden Gedanken zu strukturieren und thesenartig zuzuspitzen. Solche kontroversen Diskussionen schaffen häufig erst eine gewisse Spannung und das Bedürfnis nach mehr Information. Insgesamt ergibt sich daraus ein Wechsel zwischen einem spannungsgeladenen Suchprozeß und einer diese Spannung abbauenden Phase von Informationsaufnahme und -verarbeitung.

Ohne einen solchen vorangegangenen Suchprozeß würden dieselben Informationen bei den Lernenden qualitativ etwas ganz anderes bewirken: Ein Großteil der Informationen würde abprallen oder alsbald wieder vergessen sein, oder aber der Prüfungsdruck wird zur entscheidenden Triebkraft, um den Widerwillen gegen ein fremdbestimmtes Lernen niederzukämpfen. Unter solchen Bedingungen wird Lernen zum Streß. In die Stelle der konkreten Lust am Suchen und Entdecken und an dar Erarbeitung bestimmter Fragestellungen tritt die Angst vor dem Versagen., tritt die Jagd nach dem abstrakten Tauschwert von Prüfungsnoten, um derentwillen man sich auch Inhalte einpaukt, zu denen jeder innere Bezug fehlt. Die Verdrängung der konkreten Lust am Lernen durch den abstrakten Tauschwert der Noten ist leider das vorherrschende Prinzip unseres Erziehungssystems (besser: Erdrückungssystems!) auch im Bereich der Hochschule.

Aber es geht auch anders - entgegen allen Auffassungen, die die Möglichkeit eines Lernens ohne Leistungsdruck überhaupt leugnen oder die sich darauf zurückziehen, daß bei Erwachsenen schon zuviel an innerer ("primärer") Lernmotivation verschüttet sei, als daß sie noch ohne äußeren Leistungs- und Prüfungsdruck lernen könnten. Meine Lehrerfahrungen haben mir immer wieder gezeigt, daß Studenten, die in ihrer ganzen Schulzeit nie Spaß am Lernen hatten und nur unter Angst und Druck gelernt haben, im Laufe von zwei bis drei Jahren Studium ein Interesse und ein Selbstvertrauen entwickelt haben, wie sie es selbst nie für möglich gehalten hätten. Und viele von ihnen sehen diese ihre Entwicklung im Zusammenhang mit der "anderen Art des Lernens", wie sie mindestens in einigen Kursen an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin möglich war (und durch die zunehmende Verschulungstendenz leider immer weniger möglich ist).

Vor allem die einsemestrige interdisziplinäre Eingangsphase, die den Charakter einer Problematisierung hat und aus deren Konzeption heraus das vorliegende Buch entstanden ist, hat vielen Studenten wesentliche Impulse für ihr weiteres Studium und für ihre eigene Entwicklung gegeben. Dieser sog. "Orientierungskurs" unter teilt sich in einen einzelwirtschaftlichen, gesamtwirtschaftlichen, sozialwissenschaftlichen und rechtlichen Teil und wird jeweils von einem Team von vier Dozenten betreut. Dabei sollen wesentliche ökonomische und soziale Konflikte aus den Bereichen "Arbeit und Produktion" "Markt und Konsum" sowie "Staat" unter den Aspekten der einzelnen Teilgebiete diskutiert werden - mit dem Ziel, eine Trennung zwischen den einzelnen Disziplinen von vornherein gar nicht entstehen zu lassen. Ich selbst habe in mehreren dieser Teams vor allem den gesamtwirtschaftlichen Teil des Kurses übernommen und dabei besonderes Gewicht auf die Herausarbeitung von Zusammenhängen zu den einzelwirtschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Teilen gelegt.

Das vorliegende Buch stellt den Versuch dar, Unterrichtsabläufe, wie sie sich in mehreren meiner Kurse typischerweise ergeben haben, möglichst ausführlich nachzuzeichnen - mit allen Fragen, Zweifeln, mit allem Suchen, Finden und wieder Verwerfen von Lösungen, halt einem Prozess des allmählichen Erschließens ökonomischer und sozialer Zusammenhängen Und des allmählichen Verstehens und Hinterfragens dessen, was ich "marktwirtschaftliche Ideologie" genannt habe: derjenigen Auffassungen und Theorien, die davon ausgehen, dass die Funktionsmechanismen einer Marktwirtschaft (mit mehr oder weniger staatlichen Eingriffen) dazu beitragen, die Produktion in Richtung auf die bestmögliche Befriedigung gesellschaftlicher Bedürfnisse zu lenken.

Was hier wiedergegeben wird, sind nicht in erster Linie fertige Ergebnisse, sondern ist vor allem der Prozeß des Lernens in seiner konkreten Form anhand Ökonomisch-sozialwissenschaftlicher Fragestellungen. Ich verstehe dieses, Buch nicht nur als einen Beitrag zur Kritik der marktwirtschaftlichen Ideologie, sondern vor allem als ein konkretes Beispiel dafür, wie ein emanzipatorischer Lernprozess gestaltet werden kann, in dem sich Interesse und Motivation entfalten können. Ganz allgemein scheinen.. mir für die Gestaltung eines solchen Lernprozesses mehrere Aspekte wesentlich:

Die Diskussionen müssen anknüpfen am sprachlichen und inhaltlichen, Vorverständnis bzw. am konkreten Erfahrungshintergrund der Lernenden.

Der Lernprozess muss zunehmend Zusammenhänge erschließen. und eine Einordnung von einzelnen Teilen in diesen Zusammenhang ermöglichen.

Die Fragestellungen und Problemlösungen müssen - über die sprachliche Ausdrucksform hinaus - veranschaulicht werden. (Die auch in diesem Buch zugrunde gelegte Methode der grafischen Veranschaulichung habe ich bereits ausführlich in meiner "Politischen Ökonomie des Kapitalismus" erläutert.)

Aus dem Zusammenspiel dieser drei Faktoren können sich im Lernprozeß immer wieder Erfolgserlebnisse ergeben, die zu einer unabdingbaren Voraussetzung werden für das Hinterfragen verinnerlichter Vorurteile und Ideologien und die das Bewußtsein öffnen für andere Erklärungsansätze. Ohne eine solche Phase der Öffnung würde eine kritische Gesellschaftstheorie von vielen entweder von vornherein abgewehrt (weil durch sie die bisherige politische und soziale Identität erschüttert würde), oder aber sie würde lediglich aufgrund von Prüfungs- oder Gruppendruck angenommen und bliebe auf diese Weise aufgesetzt auf eine ansonsten konservative Denk- und Verhaltensstruktur.

Der damit verbundene Bruch in der Persönlichkeit führt entweder zu opportunistischem Anpassungsverhalten oder aber zu einer dogmatischen Erstarrung, die unfähig wird, sich mit Fragen und Zweifeln, die an die eigenen Verdrängungen rühren, noch offen auseinanderzusetzen. Alle drei Varianten - die konservative Abwehrhaltung, die opportunistische Anpassung und die dogmatische Erstarrung - bzw. deren Träger sind aber für eine emanzipatorische Bewegung gleichermaßen verloren, obwohl sie bei behutsamer Auseinandersetzung mindestens teilweise für diese Bewegung gewonnen werden könnten. Das vorliegende Buch versucht, diese auch in fortschrittlichen Kreisen vielfach gemachten Fehler zu vermeiden und versteht sich insofern auch - im Zusammenhang mit meinen drei oben genannten Einführungen - als ein konkretes Beispiel einer emanzipatorischen Didaktik.



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Version: 12.03.12 21:12:53